Die Militärgeschichtliche Sammlung der Division Schnelle Kräfte
Ein Rückblick
In der Marburger Region ( Oberhessen ) wurden Mitte der 1950iger Jahre drei Kasernen (Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne in Neustadt, Hessenkaserne und Herrenwaldkaserne in Stadtallendorf) gebaut. Es entstand der sogenannte Doppelstandort Neustadt/Stadtallendorf.
Im Jahre 1985 konnte die Bundeswehr ihr 30jähriges Bestehen feiern. Zu dieser Zeit war Hauptmann Bert Dubois Personaloffizier im Stab der Panzerbrigade 14 in Neustadt. Er hatte die Idee, die vom militärgeschichtlichen Forschungsamt Freiburg konzipierte Ausstellung „30 Jahre Bundeswehr“ an den Standort zu holen und mit Ausrüstungsgegenständen aus der Anfangszeit der Bundeswehr zu ergänzen, die seit 1984 im Stabsgebäude der Brigade ausgestellt wurden. Die Brigadeführung unter Brigadegeneral Wilhelm Tolksdorf unterstützte diesen Plan und so wurde die Ausstellung nach Stadtallendorf in die dortige Festhalle geholt.
Die überaus positive Resonanz im zivilen und militärischen Umfeld inspirierte Hauptmann Dubois zu Überlegungen, eine erweiterte Sammlung im Standort Neustadt aufzubauen. Es dauerte nicht lange, bis die Flure im Stabsgebäude der Panzerbrigade 14 nicht mehr ausreichten, um die zahlreichen Exponate auszustellen. So entschied schließlich 1989 der damalige Brigadekommandeur, Oberst Jochen Lehmann, mehrere Räume im damaligen Fahrschulgebäude der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne zur Verfügung zu stellen. Dies war der Startschuss für den regulären Aufbau der militärgeschichtlichen Sammlung der Panzerbrigade 14. In den folgenden Jahren wurde die Sammlung Zug um Zug erweitert, so dass schließlich das komplette, inzwischen ehemalige Fahrschulgebäude, für die Sammlung genutzt wurde. Die Sammlung wurde intensiv zur historisch- politischen Bildung für die Soldaten der Panzerbrigade 14 genutzt. Darüber hinaus fanden zahlreiche repräsentative Veranstaltungen in den Räumlichkeiten statt. Zivilen Besuchern war die Sammlung ebenso zugänglich. Das Gästebuch der Sammlung verzeichnet in diesen Anfangsjahren eine äußerst rege Nutzung.
Im Jahr 1998 wurden der Panzerbrigade 14 für diese Sammlung durch den Landrat des Landkreises Marburg-Biedenkopf der Otto-Ubbelohde-Preis überreicht. Der jährlich vergebene Preis ist die höchste Auszeichnung des Landkreises Marburg-Biedenkopf auf kulturellem Gebiet.
Hauptmann a.D. Bert Dubois nahm für die Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ ehrenamtlich in diesen vielen Jahren die Aufgabe eines „Museumsleiters“ wahr. Die Strukturentscheidung zur Auflösung der Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ führte zu Überlegungen, wem die Aufgabe zur Betreuung und Fortentwicklung der Sammlung übertragen werden könnte. Auf Initiative des damaligen Brigadekommandeurs, Brigadegeneral Wolfgang Brüschke, wurde am 28.02.2005 ein Förderverein mit dem Namen „Förderverein Militärgeschichtliche Sammlung Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ e.V.“ gegründet mit der Aufgabe, die Betreuung über die Sammlung in den Übergangsjahren bis zur Festigung militärischer Strukturen zu übernehmen. Geeignete Räumlichkeiten wurden nach Schließung der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne in einem ehemaligen Stabsgebäude in der Hessenkaserne in Stadtallendorf gefunden.
Im Jahr 2008 erfolgte der Umzug der Sammlung in die Hessenkaserne und die Übergabe der Verantwortung für die Traditionspflege an das in Stadtallendorf in der Herrenwaldkaserne stationierte Luftlandefernmeldebataillon Division Spezielle Operationen (DSO).
Im Laufe der Zeit wurde die Sammlung ständig erweitert und umfasste schließlich 900m² Ausstellungsfläche. Ausgestellt wurden Exponate aus folgenden Bereichen bzw. Zeitepochen:
- Tradition der Panzerbrigade 14 und anderer ehemaliger Dienststellen des Standortes
- aus der Zeit des deutsch-französischen Krieges 1870/71 (Marburger Jäger)
- und 2. Weltkrieg
- Nationale Volksarmee (NVA)
- Bundeswehr
- Lehrsammlung der Aufklärenden Artillerie der Bundeswehr
Darüber hinaus war auch noch Großgerät (fünf ehemalige Gefechtsfahrzeuge / Panzer) vor dem Gebäude ausgestellt.
Der Weg zur neuen Konzeption
Da die Unterbringung der Sammlung in der Hessenkaserne mittelfristig nicht mehr möglich war (Aufgabe der Liegenschaft) und für die Sammlung mittlerweile auch die geänderten Richtlinien der Bundeswehr für das Sammlungswesen anzuwenden waren, musste zum Erhalt der Sammlung eine andere Lösung gesucht werden.
Beim zwischenzeitlich von Regensburg nach Stadtallendorf verlegten Divisionsstab der DSO regte im Juni 2013 der Vorsitzende des Fördervereins Militärgeschichtliche Sammlung „Panzerbrigade 14 – Hessischer Löwe“ e.V., Oberstleutnant a.D. Werner Gemmecker, die Bildung eines „Runden Tisches“ an, um Lösungsmöglichkeiten zur Fortführung der militärgeschichtlichen Sammlung zu erörtern.
Die DSO, vertreten durch den Standortältesten Brigadegeneral Reinhardt Zudrop, war bestrebt die Sammlung unter einer veränderten Konzeption fortzuführen. Hierzu wurde der Beauftragte für das Museums- und Sammlungswesen der Bundeswehr, Wiss. Direktor Dr. Thorsten Diedrich, vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) gebeten, eine Einschätzung der militärgeschichtlichen Sammlung abzugeben. Dr. Diedrich besuchte die Sammlung am 08.08.2013 und empfahl Optionen zur Fortführung der Sammlung.
Beim ersten „Runden Tisch“ am 03.12.2013 wurden Rahmenbedingungen, Optionen und Zielsetzung erörtert und Lösungsmöglichkeiten formuliert.
Zur zukünftigen Unterbringung der Sammlung konnte ein Gebäude mit ca. 180 m² in der Herrenwaldkaserne von der DSO benannt werden. Da das Gebäude jedoch eine deutlich geringere Ausstellungsfläche als das bisherige Gebäude hatte, beeinflusste dies auch das zukünftige Konzept.
Der Fördervereins übernahm die Aufgabe, ein Konzept zur Neugestaltung der Sammlung anzufertigen und dieses beim zweiten „Runden Tisch“ vorzustellen. Zukünftig sollte nur noch die bundeswehreigene Geschichte in der Sammlung präsentiert werden.
Bereits im ersten Quartal 2014 fanden notwendige Renovierungsarbeiten im zukünftigen Gebäude für die Sammlung statt. Der Förderverein erstellte unter Zuhilfenahme der Expertise der Kulturwissenschaftlerin und Historikerin Frau Julia Noack M.A. das erforderliche neue Konzept. Leihgaben aus der Sammlung wurden den Eigentümern zurückgegeben. Die Lehrsammlung Aufklärende Artillerie übernahm im Mai 2014 die Artillerieschule in Idar-Oberstein.
Die Fortschritte der Arbeiten wurden bei weiteren Zusammenkünften im April und im September 2014 mit allen Beteiligten abgestimmt. Das vorläufige Konzept wurde schließlich Dr. Diedrich zur Bewertung vorgelegt und genehmigt. Die DSK beantragte beim Kommando Heer die Genehmigung der Sammlung auf Grundlage dieser Konzeption.
Mit Vorgang vom 19.09.2014 wurde die beantragte Genehmigung vom Kommando Heer erteilt und damit die rechtliche Voraussetzung geschaffen, die militärgeschichtliche Sammlung der ehemaligen Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ in die militärgeschichtliche Sammlung der DSK zu überführen.
Nach Abschluss dieser intensiven Arbeiten konnte schließlich am 02.07.2015 die Sammlung offiziell durch den Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, Generalmajor Eberhard Zorn, im Beisein zahlreicher ehemaliger Kommandeure der Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“, Repräsentanten des öffentlichen Lebens und vielen Gästen wiedereröffnet werden.
Die aktuelle Sammlung
Thema
Die Ausstellung zeigt die Geschichte der ehemaligen Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ und weiterer ehemaliger Truppenteile am Doppelstandort Neustadt / Stadtallendorf.
Die Präsentation orientiert sich an den Rahmenbedingungen der Entwicklung der Bundeswehr von einer Verteidigungsarmee in der NATO im Kalten Krieg über die „Armee der Einheit“ bis hin zur Transformation in die Bundeswehr im Einsatz. Die Oberthemen sind Gliederung der Truppenteile und die Entwicklung des Doppelstandortes, Einsätze, Ausrüstung, Alltag, Zusammenarbeit mit den Garnisionsstädten, den Patengemeinden sowie Alliierten. So werden nicht nur die Geschichte des Doppelstandortes facettenreich aufgezeigt und Erinnerungen von Soldat_innen bewahrt, sondern auch die Entstehung, die Grundwerte und Veränderung des Auftrages der Bundeswehr pointiert vermittelt.
Ziele
Die Ausstellung zeigt die Geschichte des Doppelstandortes auf, indem dreidimensionale Objekte, Fotos und Schriftgut bewahrt und ausgestellt werden.
Die Schau leistet einen Beitrag für die Wertschätzung ehemaliger Angehöriger, zur Traditionspflege in der Bundeswehr, bietet Zugang zu weiteren Informationen und soll Interesse an der Bundeswehr wecken.
Zielgruppen
Mit der Ausstellung sollen folgende Zielgruppen angesprochen und im Rahmen der historisch-politischen Bildung weitergebildet, bzw. informiert werden:
- Angehörige der Division Schnelle Kräfte ( DSK )
- Besucher und Gäste der DSK
- Ehemalige Angehörige von aufgelösten Truppenteilen der Bundeswehr am Doppelstandort Neustadt / Stadtallendorf
- Vereine, Interessierte Einzelpersonen, Schulklassen
Sammlung und Fundus
Die „Militärgeschichtliche Sammlung Panzerbrigade 14 „Hessischer Löwe“ verfügt über einen Fundus, der zum Teil in der ständigen Sammlung ausgestellt wird. Weitere Objekte werden zur thematischen Erweiterung der Sammlung und / oder für Sonderausstellungen aufbewahrt. Der Fundus kann durch gezielte Sammeltätigkeit, auch im Hinblick auf Sonderausstellungen, komplettiert werden.
Sammlungsprofil:
Gesammelt werden Objekte der ehemaligen Truppenteile am Doppelstandort Neustadt / Stadtallendorf.
Dazu gehören:
- Truppenfahnen und Standarten
- Uniformen, Uniformteile, Orden und Ehrenzeichen
- Ausrüstungsgegenstände, allgemein und persönlich
- Technisches Gerät
- Großgerät und Teile davon
- Fotos, Bilder, Zeichnungen, Urkunden, Karten
- Chroniken, Gästebücher
- Nachbildungen, Modelle
Ausstellungsgliederung
In jedem Raum wird ein anderes Thema des Doppelstandortes anhand ausgewählter Objekte auf insgesamt ca. 200 qm behandelt. Der Aufbau der Ausstellung erfolgt in mehreren Stufen. Als erstes werden die entsprechenden Objekte aus dem bisherigen Gebäude in die neuen Räume überführt und nach der neuen Aufteilung platziert.
In weiteren Stufen folgen noch zu erstellende Texte bzw. Übersichtsmaterial, Objektbeschriftungen, soweit sie noch nicht vorhanden sind sowie Audio- und Filmmaterial.
Fazit
Die militärgeschichtliche Sammlung der DSK ist ein Kleinod unter den militärgeschichtlichen Sammlungen der Bundeswehr.
Die DSK ist dem Förderverein Militärgeschichtliche Sammlung Panzerbrigade 14 – „Hessischer Löwe“ e.V. dankbar für die ehrenamtliche, finanzielle, materielle und immaterielle Hilfe. Ohne diese Unterstützung des Fördervereins hätte niemals in der kurzen Zeit die Sammlung in der vorliegenden Form wieder aufgebaut werden können. Ein Dank auch an die Stadt Stadtallendorf, die bei der Layout-Gestaltung von Hinweistafeln und erklärenden Texten unterstützt hat.
Ein Besichtigungstermin ist über den von der DSK beauftragten Offizier, Oberstleutnant Dr. J. Hartwig (G1-Abteilung) zu vereinbaren.
Feste Öffnungszeiten sind nicht vorgesehen.